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2009 Ostsee Teil 1


8 Länder, 70 Tage und 4.584 Km  -  meine Radreise rund um die Ostsee / Baltic Sea

Deutschland - Polen - Litauen - Lettland - Estland - Finnland - Schweden - Dänemark - Deutschland

Das Fazit, die Summe meiner Empfindungen dieser Reise möchte ich vorweg beschreiben:
"Es ist für mich immer noch ein Wunder, das ich diese Reise machen konnte.
Wer hätte vor 20 Jahren, also im Juni 1989, ernstlich daran geglaubt was nun möglich war:
Ich fahre mit dem Fahrrad und Zelt von der BRD über die DDR nach Polen,
dann weiter durch die Sowjet Union nach Finnland -
und niemand will meinen Ausweis sehen, an k e i n e r   Grenze!!!"
(Und wer dies prognostiziert hätte, der wäre für verrückt erklärt worden - oder?)

Nun, diese Radreise hatte eine etwas längere Planungsphase (so ca. ab Aug./Sept. 2008), viele Dinge wollten bedacht sein. Das hatte auch zumindest  e i n e  gute Seite: Ich habe die Fahrt schon häufig in Gedanken oder auf den Landkarten gemacht. Wie heißt es doch so schön: "Die Vorfreude ist die schönste Freude"! Aber nun der Reihe nach!

Vom 11. bis 13. Juni 2009 war die Jahrestour mit dem Radclub Speiche im schönen Lingen/Ems. Mit einem Rad-Bus waren die rd. 170 Km nach dort natürlich schnell und problemlos für uns 18 Teilnehmer bewältigt. Es waren fröhliche Stunden, aber auch zwei Touren über insgesamt rd. 90 Km.

Teilnehmer der "Speiche"-Tour 2009
am historischen Rathaus in Lingen/Ems am 13. Juni

Was also lag näher, als meine Reise auch dort am Samstag, 13. Juni 2009 zu beginnen.
Ich bin nicht abergläubig, doch am Morgen kam die telefonische Absage von dem, der die Tour mitmachen wollte. Also startete ich um 13:00 Uhr allein am Waldhotel in Lingen-Schepsdorf
(das einen sehr netten Besitzer hat).

Zunächst entlang am Dortmund-Ems-Kanal bis Meppen, dann den GEEST-Radweg über WERLTE, OLDENBURG und WILDESHAUSEN nach BREMEN. Es ging durch eine sanft-hügelige Landschaft mit einer erstaunlichen Anzahl an Megalith-Gräbern (Megalith = Großstein)
Die 220 Km waren in 2 1/2 Tagen problemlos geradelt - von BREMEN nach LÜNEBURG brachte
mich der Zug. In der DJH war dann der dritte Tag beendet.


Großsteingrab Apeldorn

Wer kennt sie nicht, die Bremer Stadtmusikanten!

Die alte Salzstadt Lüneburg. Hier in "Luniburc" wurde schon anno 956 Salz gewonnen.
Von hier aus hatte ich mir die Route "Mecklenburgischer Seen-Radweg" vorgenommen,
der ich auf rd. 480 Km in 6 Tagen bis AHLBECK/HERINGSDORF (fast immer) treu blieb:


Von LÜNEBURG zunächst über BLECKEDE (das ich fast nicht wiedererkannt hätte, war es doch
2004 ein fast "sterbender" Ort) und hier übergesetzt auf das rechte Elbufer. Der neue Radweg (durch Deichsanierung) ist super und bald ist DÖMITZ erreicht und auch MALLISS mit seinem hübschen Campingplatz am Elde-Kanal.


bei Garwitz-Metzlow
Über LUDWIGSLUST, PARCHIM und LÜBZ war bald PLAU AM SEE erreicht.
Der Wald-Campingplatz "Zuruf" lud zu einem Ruhetag ein, zumal eine Einladung zum Grillabend
von Ingeborg und Mathias aus Neuß eine Abwechslung im Speiseplan versprach. Es wurden
nette Stunden.


Hubbrücke in Plau am See (von 1916)

Auf der Strecke RÖBEL-WAREN-RECHLIN-MIROW wie immer in den letzten Tagen
viel Wald und Wasser, viele Felder und Auen.


Mirower See

Mecklenburger Landschaft

Das Wetter blieb schön, meist sonnig. Blauer Himmel mit weißen Wolken spiegelten
sich hundertfach in den Seen - immer ein schönes Bild.

Über NEUSTRELITZ und NEUBRANDENBURG (auch mal über Landstraßen) war dann
schon UECKERMÜNDE erreicht (gute Fischbude am Hafen!).
Mit einem Schiff übers Stettiner Haff nach Usedom - die Idee hatten auch andere Radwanderer,
so auch Sabine und Leen, die auf dem Weg nach Rügen waren, der Heimat von Sabine.
Leen hat schon mehrfach Touren im Baltikum gemacht und ist ein richtiger "Tallinn-Fan".
Später tourten die beiden dann gemeinsam dorthin.
Eine DJH-Übernachtung war in Heringsdorf eine Premiere für sie, wir hatten recht vergnügliche Stunden.


Hafen Ueckermünde mit Shuttle-Schiff "Priwall", das uns sicher nach Usedom bringen wird.

Sabine und Leen (auf der Seebrücke Ahlbeck)

Abendstimmung am Ahlbecker Strand und Abschied von Deutschland nach 9 Tagen und 700 geradelten Km.

Am 10. Tag (Montag, 22.06.2009) auf nach Polen. Sehr bequem auf dem Radweg, und plötzlich polnische Straßenschilder! Hatte ich die Grenze verpasst? So war es,
also zurück und über die Straße nach SWINOUJSCIE (Swienemünde), ein Fotobeleg des Grenzübertritts sollte schon sein:


Grenze Deutschland-Polen in Swienemünde-Swinoujscie (mit einem mehrere
Kilometer langen Markt stadteinwärts).

An Fort Zachodni und Fort Aniola vorbei zum Fähr-Hafen an der Swina. Diese Fähre transportiert (kostenlos) neben Fußgängern und Radlern nur Motorfahrzeuge
aus Swienemünde. Der Transitverkehr geht über Stettin.


Der Fernradweg "R10" ist der Ostseeküsten-Radweg (wobei "Radweg" nicht zwangsläufig ein gut befahrbarer Radweg sein muß  )

Auf guten Straßen durch MIEDZYZDROJE mit seinem Wiesentgehege ("heute" leider geschlossen) und MIEDZYWODZIE nach DZIWNOWEK, als Badeort
die kleine (und ruhige) Schwester von DZIWNOW. Schöner Campingplatz im Pinienwald und - wie fast überall - toller Sandstrand.

Tagebucheintrag vom nächsten Tag: "Start 09:30 Uhr, Wetter toll, Fahrt 10 Km ok, dann ein Bautenzug der Schaltung raus, konnte im 4. Gang weiterfahren bis
POBIEROWO, hatte dort aber kein Netz fürs Handy. Also Landstraße zurück nach DZIWNOWEK zum Campingplatz". Ob das Ding nun gerissen oder nur herausgerutscht war konnte ich nicht sehen - mir fehlte ein so kleiner Imbus-Schlüssel.
Vor Ort fand ich keine Hilfe, also per Taxi zurück nach Swienemünde und weiter nach Ahlbeck. Der dortige "Radverleih Oberländer" konnte mit telef. Anleitung durch
den Düsseldorfer Rohloff-Händler den Bautenzug wieder befestigen (war seine erste "Begegnung" mit einer Rohloff-Schaltung) und das hat den Rest der Reise gehalten.
Das war die einzigste Panne der gesamten Reise!!
Schon an das polnische Preisniveau gewöhnt, wollte ich nicht in Heringsdorf/Ahlbeck übernachten und fuhr wieder nach Polen bis zum Campingsplatz MIEDZYZDROJE.


Der nächste Tag, anfänglich die gleiche Route vom Vortag, nun aber mit frischem Ostwind .

ein einladender Rastplatz - oder?

Bis KOLOBRZEG / KOLBERG viele kleinere Badeorte mit vielen Feriengästen.
Und das fiel mir positiv auf: - keine "Bettenburgen" - keine Supermärkte - viele Campingplätze - schöne Strände. Allerdings zwangsläufig auch:  - wenig nette
Restaurants (meist "Massenabfertigung") - manchmal häßliche Plattenbauten (aus sozialistischer "Steinzeit").

KOLBERG mit  fast 50tsd. Einwohnern ist eine der ältesten Städte in ganz Polen, ihre Anfänge reichen bis in das 9.Jh. hinein. Die "Flaniermeile" in Strandnähe bietet
Restaurants und Geschäfte im gehobenen Niveau. Die Altstadt mit den Kirchen St. Johannis und St. Marien sowie vielen anderen Baudenkmälern locken Besucher
aus Nah und Fern.


in der malerischen Altstadt von Kolobrzeg / Kolberg

Dies alles sowie der nahe am Zentrum gelegene Campingplatz "Baltic" forderten einen Ruhetag. Und den brauchte ich auch, z.B. dringend als Waschtag ! Nachts und Vormittag Regenwetter, hab ich halt verschlafen .

Auf der Etappe KOLBERG-MIELNO-LAZY-DARLOWO wieder viele belebte Seebäder,
die sich auf den ersten Blick kaum unterscheiden.
Viel Sonne bei munterem Wind = Nase verbrannt, da vergessen Sonnencreme aufzutragen -
nun, fahre ich halt mit einer cremeweißen Nase weiter (hier kennt mich ja niemand).
Weiter am nächsten Tag über JAROSLAWIEC und USTKA nach ROWY, teils Sandwege,
Kopfsteinpflaster oder "LPG-Wege" (Loch-Steinplatten):


"LPG-Weg" mit Schönheiten am Wegesrand

ROWY ein etwas größerer Badeort mit vielen kleinen Holzhäusern in Feriencamps.
Hier beginnt auch der 1977 eingerichtete Slowinzische Nationalpark (Slowinski Park Narodowy)
mit seinen Wanderdünen. Diese wandern bis zu 10 m pro Jahr und begraben alles unter sich.


Ich finde sie liebenswert, die kleinen "Supermärkte". Sie gibt's in jedem Badeort in großer Zahl für alle Warensortimente. So wie hier in ROWY.

  Über Alleen wie bei CHOCMIROWKO fuhr ich häufiger - sehr erholsam!

Nach einem Ruhetag treibt mich die "Radellust" weiter über SMOLDZINO, GLOWCZYCE und IZBICA nach LEBA. Es ist ein touristisch aufstrebender Küstenort, der im 14. Jh. 2 Km nordwestlich lag und wegen der Dünenbewegungen immer weiter weichen musste. Der Hafen zieht Augen und Gaumen in seinen Bann,
was wohl auch den Maler Max Pechstein (Expressionist 1881 - 1955) zu häufigen Sommeraufenthalten vernlaßt haben mag. Das Stadtzentrum könnte ebenso das
einer ländlichen deutschen Stadt sein, so die Anmutung der Architektur.
Eine Abendfahrt mit einem "Piratenschiff"auf die Ostsee beschließt einen wiederum schönen Tag.


Hafen von/in LEBA.

Weiter gehts anderntags über CHOCZEWO zunächst nach KROKOWA, wo es im Schloss-Restaurant ein herrliches "Doping" für mich gab,


das leider viel zu schnell alle war. Aber, ich mußte/wollte ja noch weiter über WLADYSLAWOWO auf die Halbinsel HEL an der Danziger Bucht. In JASTARNIA
eigentlich ein schöner Camping-Rasenplatz, doch der war für die Wohnmobile reserviert und den "Zeltern" wurde die erdige "Schmuddelecke" zugewiesen (übrigens kein
Einzelfall - gab es auch schon mal in allen Ländern).
Der Radweg aber ist "erste Sahne", unmittelbar entlang der Danziger Bucht und in einem Top-Zustand. Dann auch noch windstill, Radlerherz was willst Du mehr?



Die letzten 15 Km nach HEL, dem gleichnamigen Fischerdorf und Fährhafen, führten meist durch einen fast unwirklich schönen Wald, aus dem jederzeit Trolle oder Elfen hätten kommen können:

Nun konnte ich es kaum erwarten nach DANZIG / GDANSK zu kommen, wo ich bereits 1966 mit einer Sportjugendgruppe zu Gast war.
Die Fahrt zum großen Hafen über die Bucht bei ruhiger See, dann fast eine halbstündige Fahrt vorbei an großen Pötten, Werften und Industrieanlagen.
Das Denkmal für die polnischen Verteidiger der Westerplatte (bei Kriegsbeginn am 1. Sept. 1939) ruft automatisch das früher so problematische Verhältnis zu
unseren polnischen Nachbarn ins Gedächtnis


Die Form erinnert an ein riesiges, in die Erde gerammtes Schwert.

Bald darauf grüßt schon das Wahrzeichen von DANZIG, das Krantor, dem größten Hafenkran des Mittelalters. Der Antrieb bestand aus einem riesigen hölzernen Rad, das durch die Kraft der Beinmuskeln von im Radinneren laufenden Männern angetrieben wurde (wäre das nicht ein gutes Training für heutige Radsportler?
Die Doping-Industrie könnte so doch adabsurdum geführt werden - oder??)


DANZIG. Krantor an der Mottlau und Flaniermeile.

Bei Rajmund Stremel, der in der Mariacka (Mariengasse) mit seiner Frau einen Souvenier-Stand betreibt und auch Stadtführer ist, fand ich eine hübsche
kleine Wohnung ca. 300 m vom Krantor entfernt. Dort war auch mein Rad sicher untergebracht. So konnte ich DANZIG unbeschwert zwei Tage genießen.
Viele Baudenkmäler könnten hier als Foto stehen, mir gefielen die Balustraden und Vorbauten besonders. Sie wirken anheimelnd und idyllisch auf mich.


Eine Anekdote hierzu: Ich musste unbedingt Wäsche waschen und Rajmund Stremel wies mir den Weg zu einem Waschsalon im modernen EKZ. Also mit zwei Plastiktüten
frohgemut dorthin und......... die Waschmaschine ist defekt. In der Alststadt aber, so die Frau dort, gäbe es auf der "So-und-so"-Straße noch einen. Also dorthin, aber nix vom
Waschsalon zu sehen. Auf eben solchen Stufen vor einem Laden saß eine junge Frau mit ihrem Notbook. Auch sie kannte keinen Waschsalon. Ich nahm allen Mut zusammen
und fragte sie, ob sie vielleicht und eventuell das Waschen übernehmen könnte. Alina (so heißt sie) sagte spontan ja und anderntags war ich pünktlich um 15 Uhr mit einem
Blumenstrauß zur Stelle und nahm meine Wäsche wieder in Empfang.
In der Hauptpost (auch so ein geschichtsträchtiger Ort am Kriegsbeginn) sehr hilfsbereite Beamtin. Sie verpackte die Radwegekarten der bisherigen Strecken, Stadtpläne etc. und ich brauchte nur noch die Adresse zu schreiben.
Also, DANZIG für mich  d i e  Service-Stadt!

Es waren schöne Tage in der alten Hansestadt, aber weiter gings am Freitag, 3. Juli, Richtung ELBING / ELBLAG am Oberlandkanal.
Von Danzig stadtauswärts nur entlang der B7/E28 (fast Autobahn), links die 501 (mäßiger Verkehr)
über Bohnsack bis Jantar, weiter über kleine Landstraßen durch dünn besiedelte Landschaften
nach ELBING.



Die Moderne versöhnt mit den erhaltenen Altertümern = Elbing!

Die Anfänge: 1237  Gründung der Stadt Elbing durch den Landmeister des Deutschen Ordens, Hermann Balk, und Lübecker Bürger;  Beginn des Baus einer Ordensburg.

Der Campingplatz, direkt neben dem "Oberländischen Kanal" (nur ca. 300 m von der Schiffsanlegestelle entfernt) erhält von mir spontan die Note 1 für polnische Campingplätze. Klein aber fein, das könnte sein Markenzeichen sein.

Allerdings musste ich wieder früh aus dem Schlafsack, da ich um 7:30 Uhr das Ticket für die Schiffsreise auf dem Kanal abholen sollte. In der Wartezeit am Kai traf ich
einen alten Elbinger. Er kommt seit mehr als dreißig Jahren jeden Morgen hierher, um "Ehemaligen"-Touristen Gebietskarten von damals und heute zu verkaufen.

In den letzten Jahren läßt sein Geschäft merklich nach, die "alte Generation" kommt nicht mehr und die Jungen interessiert die "alte Heimat der Alten" nicht mehr.
Aber: Er möchte mit seiner Gewohnheit nicht brechen und kommt weiter jeden Morgen.
Er erzählt gerne von seiner "alten deutschen Zeit", und ich hatte weder etwas gelernt.

Der "Osterode-Elbing-Kanal" von 1860 wurde ursprünglich als Transportmöglichkeit für
Waren und Güter aus den Masuren zur Ostsee über das "Frische Haff" gedacht, als solches
praktisch aber nie genutzt. Die Eisenbahnstrecke von 1872 nahm dem Kanal die Bedeutung. Ab 1912 betrieb Adolf Tetzlaff dann eine Reederei mit Touristikschiffen. Alles dies wäre wohl nicht erfolgreich gewesen, wenn es nicht die 5 "geneigten Ebenen" geben würde. Das sind Abschnitte, wo die Schiffe mittels Loren bergaud gezogen werden. Und das mit einer Technik, die weit über 100 Jahre
alt und unverändert ist. Wohl einmalig weltweit.




Nach rund fünf Stunden war die erste Zwischenstation erreicht = BUCZYNIEC, und ich konnte wieder in die Pedalen treten und über MOHRUNGEN/MORAG
nach ALLENSTEIN/OLSZTYN radeln. Wollte ursprünglich dort in die Jugendherberge (Hostel),
aber die/das gab's halt nicht mehr. Also 10 Km weiter nördlich nach DYWITY zu einem sehr schönen und urigen Campingplatz.
Die Masuren - nach meiner Vorstellung unberührte Natur mit unendlich vielen Seen.
Die "Unberührtheit" gibt es nicht mehr (logisch), allerdings sollten die Polen mit ihren "Naturschutzgebieten" sorgsamer umgehen und nicht Touristengruppen mit Paddelboooten
einfach in die Brutgebiete der Wasservögel fahren lassen.
Mit Stop in ORZYNY  weiter über ZOGON  und UKTA nach MIKOLAJKI (der "Hauptstadt" der Masuren).


irgendwo in den Masuren

Störche bei der Futtersuche. Wieviele sind es?

bei Zgon in den Masuren

Mikolajki, die Perle der Masuren
  
Allee bei GIZYCKO, tief in den Masuren

Abendstimmung am Goldapgar-See bei KRUKLANKI

Regenschauer, feuchte Wiesen = viele Frösche, und das in   allen  Größen.
Wäre ich ein Storch, das Abendessen fiele reichlich aus.  Ein Frosch-Winzling verirrte sich und krabbelte auf dem Innenzelt herum. Am anderen Morgen konnte ich ihn evakuieren - sonst wäre er geendet wie so viele Mücken und Fliegen (tot, weil eingerollt in's Zelt).  

Der Wasserturm von GOLDAP (die Stadt gegr. 1570 kam ab 1701 zum Königreich Preussen).

Hier meine letzte Nacht in Polen, morgen, am  27. Tag meiner Reise und Donnerstag,
09.07.09, fahre ich nach Litauen. Nach 1.120 interessanten (geradelten) Km in Polen.
Dabei geht die Fahrt über ZYTKIEJMY nahe der russischen Grenze, wobei ich dann bei SZYPLISZKI auf die stark befahrene Fernstraße E67 treffe. Aber in dieser Region gibt es keine andere Möglichkeit die Grenze zu passieren. Nun, die knapp 20 Km bis KALVARIA in Litauen waren auch hier kein Problem. An dieser Stelle mal ein Lob allen LKW-Fahrern - von ihnen bin ich nie bedrängt worden, egal aus welchem Land sie kamen. Vielleicht lags ja auch daran, daß mein hinterer Packsack immer brav eine Warnweste trug

Polnisch-Litauische Grenze bei KALVARIA.                                                                        
Neben einem Bauernhof gecampt. Schier endlos scheinende Straßen führten mich nach VILKAVISKIS, KURDIRKOS NAUMIESTIS, SAKIAI und JURBARKAS.

endlos scheinende Straßen - unendliche Weiten nach Jurbarkas.

Auch hier gab es eine hilfsbereite Postbeamtin - musste mal wieder "Ballast" nach Hause senden. Direkt am Ortseingang ein Hinweis auf "B&B".
Einen Campingplatz gab es nicht, also mal wieder in einem Bett schlafen (war nett und preiswert) und ein gutes Frühstück genießen:


Plinis (Plinsen) mit Spiegeleiern und Brot bei Elena in JURBARKAS - lecker!

Frisch gestärkt auf guter Straße (141) über VIESVILLE, PAGEGIAI und SILUTE an das Kurische Haff.

Der Nemunas (die Memel) am Kurischen Haff
Der Campingplatz-Besitzer fuhr mit seinem Boot auch Touristen zum Angeln hinaus. Warum sollte er nicht mal übers Kurische Haff nach NIDA auf der Nehrung fahren? Gefragt und Handschlag drauf, morgen um 11 Uhr  also.
Vorher nuss er noch einige Kanister Benzin kaufen, die einfache Strecke ca. 30 Km und eine Stunde Fahrt bei vollem Speed.


auch hier: Schwimmweste ist Pflicht!

In der Ferne schon NIDA und die großen Dünen - es war eine tolle Fahrt.
NIDA ist das touristische Zentrum der Kurischen Nehrung mit vielen netten Restaurants, Souvenier-Häuschen und natürlich mit einem sehr schönen Strand an der Ostsee-Seite. Die farbigen Holzhäuser beherrschen das
Ortsbild. Der Höhepunkt aber ist die Hohe Düne, die gleichzeitig die Grenze zur russischen Exklave markiert.


ein typisches "Nida-Haus

die Hohe Düne in der Abendsonne
Eine neue Erfahrung für mich: Die absolute Stille in den Dünen. So, als wenn jeder Laut vom Sand verschluckt würde. Ich empfand dabei eine große innerliche Ruhe.
Ein ca. 50 Km langer Radweg nach KLAIPEDA / MEMEL zur Fähre ist purer "Radelgenuß":


Radler, genieße diese Strecke!!!

und die Dünen immer und überall. Leider versperren sie auch den Blick auf die Ostsee. Nunja, man kann halt nicht immer alles haben.

Mit der Fähre also rüber nach KLAIPEDA / MEMEL und weiter nach PALANGA:
Der etwas mondäne Badeort natürlich sehr gut besucht, die Flaniermeile dicht an dicht mit Restaurants und Geschäften gefüllt. Das Touristenbüro gibt gerne Auskunft über die Lage des Campingplatzes - und der war der schlechteste und primitivste der gesamten Reise. Toilettenbenutzung noch soeben zumutbar, Dusche besser nicht und das Waschbecken unter freiem Himmel. OK - man muß
ja auch nicht jeden Tag duschen, oder? Für diesen Badeort eine beschämende Sache, meine ich. Der Witz aber, anderntags bei der Weiterfahrt kam ich an drei netten
Plätzen vorbei. Die lagen aber halt nicht auf "Palanga-Gebiet" (also empfiehlt man sie auch nicht). Also Wanderer, kommst Du nach Palanga.........!

Bald schon kam die Grenze zu Lettland in Sicht und natürlich auch hier freie Durchfahrt.
(rd. 380 Km in Litauen geradelt)

Die nächsten 30 Km dann nur fast gerade Straße, ab und zu mal ein Gehöft aber keine Orte. "Zivilisation" gabs erst wieder in NICA, hier war auch der erste Geldautomat in Lettland.

Endlose Straßen und nur alle halbe Stunde mal ein Auto.

In BERNATI ein sehr empfehlenswerter Campingplatz. Große Wäsche auf langer Leine und kaum etwas zu essen (Hatte vergessen in NICA einzukaufen). Kein Problem, die Frau des Platzbesitzers kochte mir ein reichhaltiges Abendessen - war prima.

Bei Sonne pur und mit sauberer Wäsche also fröhlich Richtung LIEPAJA, der drittgrößten Stadt Lettlands (87.000 Einw.) mit einer starken Nord-Süd-Ausrichtung.
Im Westen die Ostsee, im Osten der gleichnamige See Lipaja.
Eigentlich eine nette Stadt, wären da nicht so viele leer stehende Häuser im Zentrum und ein so schweres Erbe aus der Sowjetzeit mit dem riesigen nördlichen Stadtteil Karosta (was "Kriegshafen" bedeutet). Mich beschlich ein bedrückendes Gefühl angesichts der schmuddeligen und vielfach verlassenen Plattenbauten. Bizarr und fast unwirklich wirkt dann die übergroße orthodoxe St.-Nikolaus-Kathedrale.



Ich war sehr froh, als ich Karosta verlassen konnte und nordwärts Richtung PAVILOSTA und JÜRKLANE fahren konnte.

Die 20m hohe Steilküste bei JÜRKLANE
Der Campingplatz nur ein paar Schritte entfernt.
Heute, am 34. Tag (Do. 16.07.2009) lasse ich es gemütlich angehen, ich will nur die rd. 50 Km bis VENTSPILS fahren. Und gegen Mittag bin in der Altstadt, gerade zur richtigen Zeit für ein gutes Steak.
Ventspils hat rd. 45.000 Einwohner und wird auch die "Blumenstadt" genannt. Liebevoll gestaltete Blumenarrangements vor baumreichen Anlagen prägen
die großen Straßen. Die Nikolaikirche am Rathausplatz ist ein evangelisches Gotteshaus und gibt mit seiner weißen Säulenarchitektur und dem weißen, spätklassizistischem Turm dem Platz ein unverwechselbares Gesicht.
Die Hafenprommenade entlang dem Fluß Venta gibt den Blick frei auf den
wichtigsten Hafen Lettlands. Der nahe gelegene Campingplatz ist Spitze! (wenn hier auch meine Werkzeugtasche unfreiwillig einen neuen Besitzer fand)

Diese Blumenskulptur besteht aus dem echten Bob des erfolgreichen lettischen Bob-Piloten Sandis Prüsis und aus vier Blumenfiguren, die sein Team beim Startlauf darstellen.

Gerne wäre ich noch geblieben, doch leider war der Campingplatz wegen eines Musik-Festivals total ausgebucht. Also, weiter auf der Küstenstraße
Richtung KOLKA. Das nach ca. 28 Km der Asphaltbelag einer Schotterpiste Platz machte war mir ja bekannt. Dass es aber mit Abstand die schlechteste Wegstrecke der gesamten Tour werden sollte, konnte ich nicht ahnen. Das
wirklich Schlimmste waren aber die (meisten) Autofahrer, die mit unverminderter Geschwindigkeit vorbei fuhren und mir mit dem aufwirbelnden Staub den Atem und die Sicht nahmen. Irgendwann hielt ein Baustellenfahrzeug und drei
fröhliche Männer (es waren Russen, glaube ich) nahmen mein Rad und mich an Bord. Wir konnten uns zwar nur durch Gestik und Mimik verständigen, aber es war lustig (ich mußte aber zweimal einen Schluck aus der Pulle nehmen, ablehnen wäre einer Beleidigung gleich gekommen). Am Abzweig nach MAZIRBE war die Fahrt zu Ende, da hier das Stück neue Asphaltstraße begann und 11 Km beste Radelbedingung bot. Die dann folgende Schotterstrecke bis KOLKA bzw. KOLKASRAGS (Kap Kolka) war gut befahrbare Schotterpiste.



auf dem Weg nach Kolka

Kolkasrags, hier treffen sich die Ostsee und die Rigaer Bucht. 5 Km vor Kolka befindet sich auf einer künstlichen Insel ein Leuchtturm.
Er steht deshalb so weit draußen, weil hier so viele Schiffswracks liegen wie sonst nirgendwo in der Ostsee. War/ist also eine gefährliche Ecke.

Die Landstraße P131 (später P128) ist eine "echte Küstenstraße". Keine andere Route bietet über soviel Kilometer (rd. 160) so oft freie Sicht auf die See, in diesem Fall die Rigaer Bucht:


Und auf manchem Rastplatz gabs auch was "herziges":

Durch nette Orte, wie ROJA, MERSRAGS, ENGURE und das berühmte JÜRMALA mit seinen prachtvollen Holzhaus-Villen gings nach RIGA, der größten Stadt aller baltischen Staaten (rd. 750.000 Einw.).
Aber Wanderer merke: Komme nie am Sonntag nach Riga, da hat nämlich das Touristbüro geschlossen !!
Nun, ich fand gute Unterkunft im OLD-TOWN-HOSTEL, unmittelbar an der Altstadt gelegen. Mein Rad wurde unten im Bistro verwahrt .
Wenn auch noch vieles zu restaurieren bleibt, man kann aber erkennen, warum Riga einst "Paris des Ostens" genannt wurde, bevor es hinter dem Eisernen Vorhang verschwand. Ich habe vieles gesehen und manche
nette Kneipe, aber auch Kirchen, besucht. Opern- und Schauspielhaus, Basteiberg und der schöne Park entlang dem Pilsetas-Kanal - es gäbe vieles mehr zu nennen.


Das Schwarzhäupterhaus


Der Basteiberg im Park am Pilsetas-Kanal

Erinnerung an mutige Bürger von Riga, die 1991 vor ihrem Parlamentsgebäude eine Barrikade errichteten und damit ihre neu gewonnene Freiheit verteidigten.

Nach zwei Ruhetagen in Riga weiter in Richtung Nord-Nordost, immer entlang der A1/E67 (eine andere Route kaum möglich), die einen erfreulich breiten
Seitenstreifen hat - absolut gut befahrbar für Radler.
Bei / vor SALACGRIVA sehr schöner Campingplatz - war richtig schön nach drei Nächten im 5-Bett-Zimmer.
Am Do., 23.07.2009, die letzten rd. 25 Km in Lettland, bald ist also die Grenze zu Estland (AINAZI / IKLA) nach rd. 580 Lettland-Km erreicht.


Hier beginnt Estland
"Grenzübergang" wieder mal sehr "unaufregend", niemand da zur Kontrolle. Kurz hinter der Grenze gehts links ab auf die "alte A1" - für ca. 30 Km eine traumhaft schöne Radler-Strecke. Estland - auch "gefühlt" ein anderes Land, eine andere Kultur. Für mich beginnt hier fast schon Skandinavien.

Holzhaus bei Ikla

Kein Fürstengrab der Vorzeit, sondern ein noch heute benutzter Eiskeller.
Im Winter werden Eisblöcke/-tafeln eingelagert, die bis zum nächsten Herbst die Vorräte (z.B. Fisch) frisch halten.


Kirche in Pärnu

Holzkirche auf dem Weg nach VIRTSU zur Fähre nach KUIVATSU auf der Insel MUHU.

Volker irgendwo auf MUHU, der drittgrößten Insel Estlands, dann kamen Regen, Blitz und Donner.
MUHU befindet sich zwischen dem Festland und der Insel SAAREMAA, mit der sie durch einen Damm verbunden ist. Die Idee des Dammes kam von Carl Wilhelm Freundlich (einem Pastor aus Liiva). Benannt wurde das 1896 fertiggestellte Bauwerk aber nach dem russischen Gouverneur Zinovjev.
Die Esten nennen es aber Väina tamm = Damm der Meerengen.
Aber wo Schutz finden? Vor und auf dem Damm nach SAAREMAA keine Möglichkeit, also "Augen zu" und durch.


Auf dem Damm zwischen MUHU und SAAREMAA - Wettfahrt mit bzw. vor dem Gewitter - ich hatte gewonnen. In ORISSAARE (1920 auf dem Reißbrett
entstandener Ort - lädt nicht zum Verweilen ein!) Vorräte aufgefrischt und bald weitergefahren - trotz Regen.
Nach guter Stunde Unterkunft bei TOHVRI gesehen und für die Nacht geblieben.Vierbett-Zimmer, Wohnzimmer, Küche, DU/WC, Sauna - alles für mich allein (13 €). Ideal zum Ausbreiten und Trocknen des Zeltes.

Am Sonntag, 26. Juli 2009, war wirklich ein "Sonnentag", weiß-blauer Himmel ganztägig, viele Kilometer Einsamkeit und alles scheinbar menschenleer. Die vielgepriesene Attraktion in KAALI,
den 3.000 bis 7.000 Jahre alten Meteoritenkrater soll man gesehen haben müssen. Also dann mal hin:

Der Haupt-Krater (der insgesamt acht Krater) ist dem Grundriß nach fast rund, sein Durchschnitt des Wallkamms beträgt 105 - 110 m.

Weiter dann zur "Insel-Hauptstadt" KURESSAARE mit seiner schönen und alten Bischofsburg. Ein kleine Stadt so richtig zum Verweilen, habe ich dann auch gemacht und genossen. Die Häuser und Villen überwiegend mit Holz gebaut.
Hier lebt fast jeder zweite Einwohner der Insel = 15.000.


KURESSAARE - Ortsmitte

Die Burg in KURESSAARE, Ende des 14. Jhds. zum Bischofssitz ernannt.

Trotz Sonnenschein wehte ein steifer Südwest-Wind, deshalb den ursprünglichen Plan, zur Südwest-Sptze der Insel zu fahren, aufgegeben und nach Norden in
Richtung PANGA.
Dort an der Steilküste sehr schöner Campingplatz:


Hier mal wieder einen Ruhetag einlegen - das war mein Plan.
Doch viele lästige Fliegen und garstige Mücken ließen mich umdenken. Also anderntags früh weiter nach LEISI / SÖRU, dem Fährhafen Richtung Insel HIIUMAA.

Kurze Fährfahrt nach HIIUMAA, dann von dem kleinen Ort SÖRU mit viel Rückenwind über EMMASTE und JAUSA nach KASSARI-SÄÄRETIRP.
Unterwegs wunderschöne Bus-Wartehäuschen, die zur Übernachtung direkt einluden:


In den langen Wintermonaten ganz sicher eine sinnvolle Sache.

Aber, ich wollte ja auf die Spitze der Halbinsel SÄÄETIRP, vorbei an traumhaft schönen See-Landschaften.


Halbinsel SÄÄETIRP auf HIIUMAA.

Heute ergab sich ein "deutscher Abend". Zwei jüngere Paare (Christel und Christian aus Leipzig/Berlin sowie Oliver und Katja aus Berlin) kamen auf den Zeltplatz, der außer einem Plumpsklo nichts weiter zu bieten hatte als
unendlich viele buschhohe Kiefern. Es waurde ein schöner Abend mit Lagerfeuer und vielen Erzählungen.
Von Christian kam dann noch ein wertvoller Tipp über einen neuen Radweg, doch davon später.
Dienstag, 28. Juli, immer noch viel Sonne und mit Rückenwind nach Sadam (= Hafen)
HELTERMAA zur Fähre nach ROHUKULA auf dem Festland. Bald ist auch HAAPSALU erreicht,
der Stadt, die in früheren Zeiten gerne vom russischen Zaren als Sommer-Residenz genutzt wurde. Deshalb soll auch die Bahnstrecke von TALLIN hierhin gebaut worden sein.
Der Bahnsteig in HAAPSALU ist ob seiner Länge schon rekordverdächtig.
Die Stadt ein Badeort mit vielen Touristen, einer hübschen Innenstadt und einer mächtigen Burgruine (mit sommerlichen Opern-Vorstellungen).


Der Bahnhof HAAPSALU, heute ein Eisenbahn-Museeum.
Hier beginnt auch das, was Christian empfahl: Ein neuer Radweg auf der alten Bahntrasse Richtung TALLINN.
Die früheren Bahnhofshäuschen zum Teil liebevoll restauriert stehen noch, ebenso auch alte Wasserpunpen für die damaligen Dampfloks.




60 Kilometer fein geschotterter Radweg von HAAPSALU nach RIISIPERE, fast nur geradeaus (Gott sei Dank: Ich hatte Rückenwind :-)) ).
Es hat Spaß gemacht, wenn ich auf der gesamten Strecke auch nur 9 Menschen begegnete (reger Verkehr - oder?)

Am 47. Tag und nach 3.328 Km erreichte ich TALLINN,
dem (ersten) Höhepunkt meiner Reise. Es war ein tolles Gefühl, diesen langgehegten Traum nun verwirklicht zu haben.

Es gäbe Vieles zu berichten von dieser alten Hanse-Stadt,, viele Altstadt-Ansichten zu bewundern und viele alte Gebäude, Winkel und Gassen zu beschreiben. Fahrt mal
hin - schaut und staunt selbst.


Orthodoxe Kathedrale auf dem Domberg


Altstadt-Gasse in TALLINN

Blick vom Domberg zum Hafen


Altstadt-Gasse in TALLINN

Es waren wunderschöne Tage in Estland. In unvergesslichen Stunden allein durch scheinbar endlose Wälder radeln, an romantischen Küsten den Seevögeln nachschauen, sich in hübschen Städtchen an schönen Bauwerken erfreuen, in TALLINN die Gedanken
in vergangene Jahrhunderte schweifen lassen.
Aber auch nette und hilfsbereite Menschen, ein modernes Land in Aufbruchstimmung - auch das ist
für mich das unvergessliche Estland.
Am 50. Tag meiner Reise also Abschied und die Fähre nach HELSINKI / FINNLAND nehmen.
Neue Landschaften und Eindrücke warten.



Im Hafen von Helsinki am 1. August 2009.
Hier habe ich einen Tag später auch Olja und ihre Mama getroffen. Die von ihnen mitgebrachten frischen Walderdbeeren waren köstlich :-))


Nadeshda und Olja


Dom mit Gebäuden des Senatsplatz.
Der Senatzplatz samt Umgebung bildet ein einzigartiges neoklassizistisches Ganzes. Ihn beherrschen vier in den Jahren 1822 - 1852 von dem deutschen Architekt C.L. Engel entworfenen Bauwerke: der Dom, das Regierungspalais, das Hauptgebäude der Universität und die Nationalbibliothek.



Fischige Leckereien auf dem Markt am Hafen von HELSINKI

Am Montag, 3.8.2009, dem 52. Tag der Reise, aufgebrochen Richtung TURKU im Nordwesten Finnlands.


Die "Kuninkaantie" (Königsstraße) von HELSINKI nach TURKU.
Nun änderte sich die Topographie für den Radler spürbar. Waren bisher nur manchmal sanfte Hügel zu bewältigen, so hielten Finnlands Küsten knackige Steigungen (und Abfahrten) bereit.
Erster Tagesstopp  in EKENÄS / TAMMISAARI.
Guter Campingplatz und die Aufklärung, warum alle Orts- / und Straßennamen zweisprachig sind. Süd-Finnland war früher schwedisch und ist auch heute noch in seiner Bevölkerungsstruktur davon dominiert. Also ist schwedisch die zweite Amtssprache (ganz besonders spürbar auf den Aland-Inseln nachher).


Landschaft bei POHJA / POJO


Landschaft bei TENELA / TENHOLA


Landschaft bei SALO


Landschaft bei TURUN / TURKU

Das Touri-Büro in TURKU sehr hilfsbereit - absolut empfehlenswert. Die Stadt selbst hätte einen längeren Aufenthalt gerechtfertigt - ich aber wollte bald die Aland-Inselgruppe erreichen.
Der Campingplatz liegt ca. 10 Km außerhalb auf der Halbinsel Runsata (er ist sehr empfehlenswert). Die Fähre "Galaxy" der Silja-Line (von der Meyer-Werft, Papenburg,
gebaut) legte am 6.8.09 um 08:15 Uhr ab, also um 06:00 Uhr aufstehen, Zelt abbrechen und zurück nach TURKU fahren. Unterwegs viele Wildgänse - war ihr
frühmorgentliches Geschrei Protest oder Begrüßung? Ich werde es wohl nie erfahren.


Egal, die Fahrt durch die Aland-Schärenwelt bei strahlend blauem Himmel auf einer Luxus-Liner-Fähre war über fast 6 Stunden ein Genuß pur und ein weiterer
Höhepunkt meiner Reise - unvergesslich schön.


Schären-Landschaft bei TURKU

Die Alands (gehören zu Finnland) haben eine sehr große Autonomie, was sich augenfällig durch eigene Briefmarken und Autokennzeichen dokomentiert.


MARIEHAMN, die Hauptstadt der Aland-Inselgruppe.
(Der Namensteil "hamn" bedeutet -hafen und ist schwedisch).


Am hervorragenden Campingplatz in MARIEHAMN.
Hier ließ sich gut ein Ruhetag einlegen. Zur Stadtmitte waren es nur ca. 1.500 Meter (Beim nächsten mal bleibe ich hier länger - versprochen!).

Tolles Wetter (Sonne und nur sanfte Winde), also mal weiter und Neues sehen. Sachen packen und über JOMALA und HAMMARLAND nach ECKERÖ
radeln.


Auf ECKERÖ / Aland-Insel


Auf ECKERÖ / Aland-Insel

Eine Radel-Tour, schöner kann man sie sich nicht träumen.
Weiter aber treibts mich dennoch. Also zurück nach Mariehamn zur Fähre nach STOCKHOLM / SCHWEDEN.



Hafen von MARIEHAMN / Aland

Wieder war die "Galaxy" der Silvia-Line für fast 6 Stunden eine luxeriöse Abwechselung auf der Fahrt nach STOCKHOLM / SCHWEDEN.
Zunächst nur auf "offener See", dann aber wieder durch eine traumhaft schöne Schären-Welt.



Schärenwelt auf dem Weg nach STOCKHOLM


Schweden und seine Schärenwelt.
Unterwegs im Internet (kostenlos auf der Galaxy) nach Hostels und Campingplätzen in Stockholm gesucht.
OK - den Ca-Platz gabs dann nicht mehr, die beiden ausgesuchten Hostels ebenfalls nicht. Macht nix, rein in die City und einfach weiter suchen. Dann ein Hostel gefunden (allerdings Zimmer im Keller ohne Fenster) mit sehr
guter Küche und (fast) Innenstadtlage.
Stockholm mit Stadtplan problemlos per Fahrrad zu erkunden. Die Autofahrer sehr rücksichtsvoll!!
Notiz in meinem Tagebuch: "Stockholm ist eine richtige Großstadt mit dem Charm einer glanzvollen Residenz". (Das Vasa-Museum habe ich leider nicht geschafft :-(( ).



STOCKHOLM am Binnenhafen


STOCKHOLM Binnenhafen


Ein altes "Schätzchen" gut gesichert in STOCKHOLM.

Am 11. August 2009 zog es mich dann weiter. Wie aber aus Stockholm mit dem Fahrrad rauskommen?? Habe den Weg einfach nicht gefunden (scheinbar gibt es nur Autobahnen Richtung Westen) und deshalb nach drei Stunden (fast entnerft) den Rückweg zur Central-Station angetreten. Dort eine Fahrkarte nach KATRINEHOLM
gekauft (Rad mußte als Expressgut separat - und teurer - um selben Zug verladen werden).

OK - ab dort (KATRINHOLM) schöne Strecke über NÄKNA nach NORRKÖPING mit seinem
einzigartigem Stadtbild. Die Bauten scheinen einem Industrieviertel gerecht zu werden, sind aber Teil der normalen Stadtarchitektur. Auch hier wieder freundliche Hilfe auf dem Touri-Büro, einem schönen Campingplatz mit netten Menschen, ein Franzose hielt mich für einen Schweden, eine dänische Pastorin (aus / von Bornholm) konnte in deutsch/französisch klären.




Auf dem Weg nach NORRKÖPING


NORRKÖPING

Am 13.08.2009 zunächst blauer Himmel, was sich aber sehr bald änderte.
Ab ca. 11:00 Uhr starker Regen und kräftiger West-(also Gegen-)Wind.
Über VALDEMARSVIK und EDSBRUK nach GAMLEBY, weiter über HÄLLINGEBERG nach ANKARSRUM.



bei VALDEMARSVIK



Auf dem Weg nach ANKARSRUM.
Auch wenn's hier schön ausschaut - ich kam letztlich vom Regen aufgeweicht in die Stadt. Der Chef der Pizzeria war Italiener, sprach gut Deutsch, hatte einen guten Kaffee und einen leckeren Salat. Und.... er bemühte sich mir ein
preiswertes Zimmer zu besorgen. Im "Vandrehem" (vergleichbar mit einem Naturfreundehaus hier zu Lande) wurde er fündig und beschrieb den Weg dorthin.
Fand ich trotzdem nicht und fragte eine Frau im "Friesennerz" um Auskunft.
Sie meinte, ich könne auch bei ihnen übernachten. Es war dann ein unterhaltsamer und fröhlicher Abend bei Silvia und Claus - Abendessen und Bier inklusive.
Ich habe einiges über die schwedische Mentalität und dortige Lebensart erfahren dürfen. Die Verständigung klappte prima - sie waren Deutsche aus Halle / Saale
eingewandert. Claus war früher viele Jahre im ADFC Leipzig aktiv und Mitherausgeber eines Radtouren-Buches von dort. Ihre Gastfreundschaft hat mich sehr beeindruckt.
Danke, Silvia und Claus.
Sie begleiteten mich anderntags rd. 15 Km Richtung OSKARSHAMN, dem Fährhafen zur Insel ÖLAND:



Freundliche Aufnahme bei Silvia + Claus in ANKARSRUM

Bei gutem Radlerwetter über HJORTED und KRISTDALA kam ich gegen Mittag nach OSKARSHAMN. Hier wäre ich einerseits gerne einen Tag geblieben, hätte andererseits dann aber die Fahrt über die Insel ÖLAND nicht mehr machen können.
Es war am 14.08.2009 die letzte Fähre nach BYXELKROK / ÖLAND.
Die Überfahrt bei schönem weiß/blauem Himmel, in der Ferne grüßt die kleine Insel "Blä Jungfrun" = "Blaue Jungfrau".
Auf BYXELKROK bzw. ganz ÖLAND wurden an diesem Wochenende bereits die "Bürgersteige hochgeklappt", d.h. die Ferien sind zu Ende - basta!!


BYXELKROK auf ÖLAND
Der Campingplatz groß und geräumig - ich kam mir fast verloren dort vor.
Auf der Überfahrt traf ich ein nettes Hamburger Ehepaar, die vier Wochen auf Gotland und Öland mit Fahrrädern und Zelt Urlaub machten.

Am 64. Tag = Samstag, 15.08.09, bei sonnigem, aber kühlem Wetter, Aufbruch in südwestlicher Richtung am westlichen Inselufer entlang.
Zunächst ein sehr schöner Radweg (siehe nächstes Bild), dann aber mehr rustikal bzw. Landstraße (wenig befahren).
Der Regen kam gegen Mittag.


Küsten-Radweg auf ÖLAND


Byrums Raukarr auf Öland : Die Rauken von Byrum sind freistehende, vom Meer ausgemeißelte Steinsäulen.

Regen ließ nach, Westwind kam! Der Campingplatz "Kapelludden" in BORGHOLM ein Großunternehmen - aber was soll's.
Borgholm eine nette Stadt - fast ganz auf Tourismus ausgelegt.



BORGHOLM auf ÖLAND

Weiterfahrt am 16.8.09 - noch trocken, sehr windig. Zelt zwar wieder trocken, das Radeln kein Genuß. Will den Shuttle-Bus um 11:30 Uhr erreichen, der über die Brücke (Ölandsbron) nach KALMAR fährt (Radler dürfen nicht!).



Landschaft auf ÖLAND


Das Festland ist wieder erreicht / KALMAR
Ab hier per Zug über MALMÖ nach KOPENHAGEN / Dänemark.

Einerseits schade wegen der entgangenen südschwedischen Landschaft, andererseits habe ich nur noch wenig Kraft gegen den Westwind bei knackigen Anstiegen zu fahren. Deshalb den Zug, der so verführerisch zur Abfahrt bereit stand.
Die Fahrt in Begleitung eines schwedischen Paares aus Malmö (er gute Deuschkenntnisse) sehr genossen.

Über die Oeresund-Brücke direkt in's Herz der dänischen Hauptstadt KOPENHAGEN.
Vorweg schon dies: Für mich ist Kopenhagen die Radler-Hauptstadt Europas.
Vorbildliche Radwege-Führung, sehr disziplinierte Radler und Autofahrer! Es hat einfach Spaß gemacht diese Stadt per Rad zu erkunden.



KOPENHAGEN Zentrum


Eine der vielen Grachten in KOPENHAGEN


Einer der beiden ist ein Märchenerzähler - wehr wohl?
(Eher doch wohl Hans-Christian Andersen - oder?)


Das Wahrzeichen von KOPENHAGEN

Hier entlang der KOGE-Bucht entgegen am 18. August 2009
Fortsetzung nächste Seite: Ostsee-Tour Teil 2

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